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Was ist Ideenmanagement?

Was ist Ideen­ma­nage­ment? Mehr als ein hal­bes Jahr nach dem Start des Ideen­ma­nage­ment­Blog kommt die­se Fra­ge sicher nicht zu früh. Wenn ich es rich­tig sehe, gibt es drei Antworten:

1) Ideen­ma­nage­ment ist das, was Ideen­ma­na­ger tun – und dabei möch­ten sie bit­te nicht gestört wer­den, schon gar nicht durch Wis­sen­schaft­ler oder Berater.

2) Ideen­ma­nage­ment hat, histo­risch gese­hen, zwei Wur­zeln: Das Betrieb­li­che Vor­schlags­we­sen und den Kon­ti­nu­ier­li­chen Ver­bes­se­rungs­pro­zess. Das Betrieb­li­che Vor­schlags­we­sen wur­de in Euro­pa in der Hoch­in­du­stria­li­sie­rung Ende des 19. Jahr­hun­derts ent­wickelt. Der Kon­ti­nu­ier­li­che Ver­bes­se­rungs­pro­zess hat eine Wur­zel in Japan („Kai­zen“), doch es gibt auch eine euro­päi­sche Tra­di­ti­on. Dem­nach ist Ideen­ma­nage­ment die Inte­gra­ti­on von Betrieb­li­chem Vor­schlags­we­sen und Kon­ti­nu­ier­li­chem Ver­bes­se­rungs­pro­zess, viel­leicht noch durch neue­re Ent­wick­lun­gen (Qua­li­täts­zir­kel, Gesund­heits­zir­kel) ergänzt. Dies wird ger­ne gra­fisch dargestellt:

Säu­len des Ideen­ma­nage­ments (Schat 2017, S. 4)

Die­se Gra­fik fin­det sich mit leich­ten Abwand­lun­gen in vie­len Texten.

3) Ideen­ma­nage­ment ist ein inte­grier­tes Manage­ment-Modell, ähn­lich dem Qua­li­täts­ma­nage­ment, und umfasst als sol­ches eine Viel­zahl an Kom­po­nen­ten. BVW und KVP sind und waren in die­ser Sicht­wei­se doch nur klei­ne Puz­zle im inte­grier­ten Ideen-Manage­ment-System und erst recht im Exzel­lenz­mo­dell Ideenmanagement.

Was ist von die­sen drei Ant­wor­ten zu hal­ten? Die erste Ant­wort greift offen­sicht­lich zu kurz: Wie soll sich ein Ideen­ma­nage­ment wei­ter­ent­wickeln, wenn es immer nur tut, was es ohne­hin und schon immer so getan hat?

Die zwei­te Ant­wort ist einer­seits sehr opti­mi­stisch: In vie­len Unter­neh­men ist das Ideen­ma­nage­ment ent­we­der das Betrieb­li­che Vor­schlags­we­sen oder der Kon­ti­nu­ier­li­che Ver­bes­se­rungs­pro­zess. Selbst in Unter­neh­men, die bei­des ein­set­zen, sind Betrieb­li­ches Vor­schlags­we­sen und Kon­ti­nu­ier­li­cher Ver­bes­se­rungs­pro­zess noch längst nicht immer inte­griert. Aber, immer­hin: Wenn ein Unter­neh­men nur das Betrieb­li­che Vor­schlags­we­sen ein­setzt, dann fehlt (nach die­ser Defi­ni­ti­on) etwas. Genau­so weiß ein Ideen­ma­na­ger, der nur den Kon­ti­nu­ier­li­chen Ver­bes­se­rungs­pro­zess betreut: Da fehlt noch etwas.

Ande­rer­seits ist die zwei­te Ant­wort pes­si­mi­stisch: Das Ideen­ma­nage­ment wird als eine eigen­stän­di­ger, aber auch rela­tiv iso­lier­ter Ansatz im Unter­neh­men gesehen.

Die drit­te Ant­wort sieht das Ideen­ma­nage­ment als Kern eines Manage­ment­sy­stems. In pro­du­zie­ren­den Betrie­ben wür­de man wohl von einem Pro­duk­ti­ons­sy­stem spre­chen. Der gro­ße Vor­teil die­ser Ant­wort ist, dass sie Ideen­ma­nage­ment in sei­nen höch­sten Mög­lich­kei­ten sieht. Ja, so könn­te Ideen­ma­nage­ment aus­se­hen, wenn es in allen sei­nen Mög­lich­kei­ten kon­se­quent umge­setzt wird. Der Nach­teil der drit­ten Ant­wort ist die Kehr­sei­te: Es fin­den sich nur ganz weni­ge Unter­neh­men, die die­ser Ant­wort auch nur ansatz­wei­se gerecht wer­den. Wenn ein Unter­neh­men sein Betrieb­li­ches Vor­schlags­we­sen in Rich­tung Ideen­ma­nage­ment erwei­tern will – wird es dann nicht über­for­dert, wenn es die Visi­on eines inte­grier­ten Ideen-Manage­ment-Systems prä­sen­tiert bekommt?

Was also ist Ideen­ma­nage­ment? Die Ant­wort ist, wie häu­fig die Ant­wor­ten aus der Wis­sen­schaft: Es hängt davon ab. Es gibt kei­ne ein­deu­tig rich­ti­ge oder fal­sche Ant­wort, viel­leicht aber prak­ti­sche und weni­ger prak­ti­sche, und das hängt wie­der von der kon­kre­ten Situa­ti­on im Betrieb ab. Und so wird uns die Dis­kus­si­on um die Fra­ge, was Ideen­ma­nage­ment ist, sicher­lich noch eine Wei­le beschäf­ti­gen. Wenn die­se Dis­kus­si­on dazu dient, das Ideen­ma­nage­ment vor­an­zu­brin­gen, dann ist das auch gut so.

Lite­ra­tur

Schat, Hans-Die­ter 2017: Erfolg­rei­ches Ideen­ma­nage­ment in der Pra­xis. Wies­ba­den: Springer-Gabler.

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