Um die Jahrtausendwende war die Welt des Ideenmanagements noch in Ordnung. Mehrere Hundert Unternehmen beteiligten sich an den dib-Umfragen. Wissenschaftler sahen Ideenmanagement als ein interessantes Feld und veröffentlichten sorgfältige erarbeitete und durchdachte Materialien. Prominent wurde etwa die Doktorarbeit von Wolf-Bertram von Bismarck, die er im Jahr 2000 veröffentlichte.
Das 3i Ideenmanagement von Siemens wertete von Bismarck aus und kam zu diesem Ergebnis:
Faktoren für die Beteiligung am Siemens 3i Ideenmanagement (Bismarck 2000, S. 158)
Beim Wiederlesen stellt sich die Frage: Gelten diese Faktoren immer noch? Gelten sie nur für Siemens und das 3i Programm, oder darüber hinaus?
Für vier der sechs Kennzahlen liegen entsprechende Daten aus der „Erfolgsfaktoren im Ideenmanagement. Studie 2016“ vor, die für eine Überprüfung herangezogen werden. Dabei müssen die Angaben von Bismarck konkretisiert werden:
„Schnelle Umsetzung von Vorschlägen“ heißt in unserer Befragung: „geringe Durchlaufzeit bis zur Umsetzung“.
„Aktive Unterstützung“ heißt für uns „Ideenmanager agiert als Prozess- und Methodencoach“.
„Umsetzung vieler Vorschläge“ heißt „hohe Realisierungsquote“ und „Ausreichende Prämien“ heißt „hohe Prämie im Verhältnis zur rechenbaren Einsparung“.
Damit ergibt sich folgendes Bild:
Siemens 3i Erfolgsfaktoren in der Ideenmanagement Studie 2016 (eigene Darstellung, Daten aus Landmann & Schat 2016)
Rot bedeutet eine negative Korrelation, blau eine positive. Je intensiver die Farbe, desto größer der Zusammenhang. Konkret heißt das:
Je kleiner die Durchlaufzeit bis zur Entscheidung, desto höher die Beteiligung. Eine höhere Realisierungsquote geht mit höherer Beteiligung und mit einer höheren rechenbaren Einsparung einher. Unterstützt der Ideenmanager als Prozess- und Methoden-Coach, so erhöht dies die Beteiligung. Gleiches gilt für eine hohe Prämie, diese wirkt aber nicht so stark.
Damit sind die von Wolf-Bertram von Bismarck bei Siemens vorgefundenen Faktoren für die Beteiligung am Ideenmanagement bestätigt. Einzig die Reihenfolge ist bei unserer Untersuchung anders: Den höchsten Einfluss hat hier die Realisierungsquote (r=0,48) vor der Unterstützung durch den Ideenmanager (r=0,36) und der Durchlaufzeit bis zur Umsetzung (r=0,3). Wie bei Siemens hat auch bei unserer Befragung die Prämie den geringsten Einfluss auf die Beteiligung (r=0,18 – dieser Zusammenhang ist als einziger nicht statistisch signifikant).
Allgemein kann man vielleicht folgern: Ja, das Ideenmanagement muss sich immer wieder selbst verbessern und hinterfragen. Aber die Menschen sind die gleichen, und so sind manche Erfolgsfaktoren auch nach mehr als 1 ½ Jahrzehnten immer noch aktuell.
Literatur
Bismarck, Wolf-Bertram von 2000: Das Vorschlagswesen. Von der Mitarbeiteridee bis zur erfolgreichen Umsetzung. München und Mering: Rainer Hampp Verlag.
Landmann, Nils & Schat, Hans-Dieter 2016: Ideenmanagement Studie 2016. Eschborn: HLP