Viel wurde über die Erfolgsfaktoren des Ideenmanagements geschrieben. Ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor ist dabei schwer zu erfassen: Der Ideenmanager selbst. Und doch hat wohl jeder, der sich nicht nur theoretisch mit Ideenmanagement beschäftigt, sondern auch in Unternehmen unterwegs ist, die Erfahrung gemacht: In einem Unternehmen kam das Ideenmanagement nicht voran, der Ideenmanager klagt über seine Schwierigkeiten und die Grenzen, die ihm das Unternehmen setzt. Dann übernimmt ein neuer Ideenmanager — und nach wenigen Monaten ist das Ideenmanagement nicht mehr wieder zu erkennen. Die Kennzahlen sprechen für sich, aber auch das gesamte Klima im Ideenmanagement hat sich gewandelt. Plötzlich wird nicht mehr über Schwierigkeiten gejammert, sondern über Erfolge berichtet. Wie ist dies möglich?
Sicherlich sind Persönlichkeitsmerkmale, Erfahrung, Schulung, Ehrgeiz mit im Spiel. Doch diese Merkmal können wir nur schwer messen. Ein Punkt scheint jedoch die Person des Ideenmanagers gut zu beschreiben und ist messbar: Nämlich, ob der Ideenmanager als Prozess- und Methodencoach handelt. Dieser Punkt scheint so bedeutsam, dass ich einen eigenen Aufsatz dazu geschrieben haben (erschien in der Zeitschrift “HR Perfomance, bei Interesse an einem Sonderdruck bitte einfach eine Nachricht an mail@hdschat.de senden”). In diesem Aufsatz ging es um das grundsätzliche Prinzip. Hier, im Blog, möchte ich kurz und knapp die Ergebnisse vorstellen, basierend auf Daten der “Erfolgsfaktoren im Ideenmanagement. Studie 2016.”, der aktuell umfangreichsten Erhebung zum Ideenmanagement im deutschsprachigen Raum.
Der Ideenmanager als Prozess- und Methodencoach hat deutlichen Einfluss auf die Beteiligungsquote: Wenn der Ideenmanager als Coach mit 0, 1 oder 2 Punkten bewertet wird, dann bleibt die Beteiligungsquote unter 25%. Erreicht der Ideenmanager als Coach 3, 4 oder 5 Punkte, dann steigt die Beteiligungsquote über 35%, bei 5 Punkten sogar auf 41%. Nicht ganz so eindeutig ist die Auswertung für den rechenbaren Nutzen pro Mitarbeiter und Jahr. Ein großer Ausreißer ist zu sehen: Wenn sich der Ideenmanager ganz und gar nicht als Prozess- und Methodencoach betätigt, dann beträgt der rechenbare Nutzen pro Mitarbeiter und Jahr 1721€ — also weit überdurchschnittlich. Warum dem so ist, darüber kann man nur spekulieren. Offensichtlich ist aber: In einigen Unternehmen können die Mitarbeiter Ideen mit sehr hohem Nutzen entwickeln, ohne dabei gecoacht zu werden. Arbeitet der Ideenmanager nur mittelmäßig als Prozess- und Methodencoach, so bleibt auch die rechenbare Einsparung pro Mitarbeiter und Jahr mittelmäßig: In drei der mittleren vier Punktwerte werden weniger als 500€ eingespart.
Bleibt die Realisierungsquote. Diese ist zwar nicht direkt ein Ziel, beeinflusst aber sowohl Human- wie auch wirtschaftliche Ziele. Humanziele, weil jede abgelehnte Idee mit einer Enttäuschung für den Einreicher verbunden ist. Wirtschaftliche Ziele, weil die Bearbeitung von letztendlich nicht umgesetzten Ideen reine Blindleistung ist. Daher ist eine hohe Realisierungsquote in jedem Ideenmanagement anzustreben. Wenn der Ideenmanager gar nicht als Prozess- und Methodencoach agiert, dann beträgt die Realisierungsquote im Durchschnitt 34%. Agiert der Ideenmanager vollkommen als Prozess- und Methodencoach, dann steigt die Realisierungsquote auf 57% — also von einem Drittel auf über die Hälfte. Die Entwicklung zwischen diesen beiden Endpunkten ist, mit einer Aussnahme, kontinuierlich.
Was heißt dies für die Praxis? Wenn Beteiligungs- oder Realisierungsquote ein Ziel im Ideenmanagement sind, dann sollte der Ideenmanager unbedingt die Fähigkeiten zum Coaching entwickeln und möglichst intensiv einsetzen. Wenn der wirtschaftliche Nutzen im Vordergrund steht, dann sollte zunächst geprüft werden, ob die Mitarbeiter alleine gute Ideen mit hohem Nutzen entwickeln können. Wenn sie dies können, dann braucht man sie nur in Ruhe ihre Ideen entwickeln zu lassen und muss nicht eingreifen. Wenn die Mitarbeiter allerdings nicht ohne Begleitung zu guten Ideen mit hohem Nutzen kommen, dann ist Coaching notwendig, je intensiver, desto besser.