Erfolgsfaktoren sind umstritten — wer sich über das wissenschaftliche Für und Wider informieren will, findet auf der Seite Dialog Erfolgsfaktorenforschung reichlich Lesefutter.
Im Buch “Erfolgreiches Ideenmanagement in der Praxis” habe ich dennoch sechs Erfolgsfaktoren aufgelistet und anhand der Daten aus “Erfolgsfaktoren im Ideenmanagement. Studie 2016.” überprüft, ob diese Faktoren wirklich Erfolg im Ideenmanagement bringen. Hier sind sie:
1) Aktive Elemente: Wenn Ideemanager aktiv Ideen und Vorschläge einwerben, dann erhöhen sie damit die Beteiligungsquote. Die rechenbare Einsparung pro Mitarbeiter wird durch aktive Elemente nicht beeinflusst, der Retrun on Invest (RoI) auch nicht.
2) Unterstützung durch den Betriebsrat /die Personalvertretung: Hier liegen Wissenschaft und Praxis im Wiederspruch. Die Praxis sagt: Wir brauchen die Unterstützung durch den BR. Die Wissenschaft findet aber keinen Zusammenhang. Wenn man genau hinschaut, dann löst sich der Wiederspruch auf, das habe ich auf dem HLP-Blog genauer beschrieben. In Kürze: Es gibt Unternehmen, in denen der Betriebsrat /die Personalvertretung das Ideenmanagement ganz und gar nicht unterstützt, und in denen das Ideenmanagement wunderbar funktioniert und beste Kennzahlen erreicht. Vermutlich sind dies Unternehmen, in denen es keinen BR gibt — dann kann er auch nicht unterstützen. Auch im Übrigen findet sich kein einfacher, linearer Zusammenhang zwischen der Unterstützung durch die Mitarbeitervertretung und dem Erfolg des Ideenmanagements. Man muss genau hinsehen und sich zur jeweiligen Situation seine eigenen Gedanken machen.
3) Unterstützung durch das Top-Management: Auch hierzu habe ich auf dem HLP-Blog mehr geschrieben. In Kurzem: Es finden sich einige Unternehmen mit minimaler Unterstützung durch das Top-Management und geringer Beteiligungsquote. Diese Unternehmen zeigen maximalen Nutzen und hohe Realisierungsquote. Hier werden also die Vorschläge von wenigen Mitarbeitern realisiert, diese Vorschläge bringen viel Nutzen und werden zu großen Teilen auch umgesetzt. Hier wird vermutlich weniger ein klassisches Ideenmanagement sondern eher ein Experten-KVP durchgeführt. Und für einen Experten-KVP braucht man eigentlich keinen Top-Manager. Für die anderen Unternehmen gilt tendenziell: Bessere Top-Management Unterstützung führt zu mehr Beteiligung und zu höherer Einsparung pro Mitarbeiter.
4) Gehalt des Ideemanagers: Wenn ein Unternehmen einen richtig guten, richtig teuren Ideemanager einstellt, dann muss das Ideenmanagement doch wunderbar funktionieren, oder? Oder! Gut verdienende Ideemanager führen zu höherer Einsparung pro Mitarbeiter, ansonsten ist zu bezweifeln, ob “Geld Tore schießt”. Wie im richtigen Fußball auch.
5) Modell des Ideenmanagements: Typische Modelle des Ideenmanagements sind entweder das reine Betriebliche oder das Vorschlagswesen, mit einem Kontinuierlichen Verbesserungsprozess gekoppelt. Hier sind die Zahlen eindeutig: Ein Betriebliches Vorschlagswesen führt gemeinsam mit dem Kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu höherer Beteiligung, mehr Einsparung pro Mitarbeiter und höherem Retrun on Invest. Das Betriebliche Vorschlagswesen alleine führt zu mittlerer Beteiligung, mittlerer Einsparung, mittlerem Retrun on Invest. Bei allen anderen Modellen sind die Kennzahlen deutlich schlechter.
6) Profit-Center: Ist das Ideenmanagement als Profit-Center organisiert, dann sind dort ein hoher Retrun on Invest und ein hohes Gehalt für den Ideemanager zu vermuten. Auch die Einsparungen pro Mitarbeiter sind höher, aber leider nicht statistisch signifikant. Die Beteiligungsquote ist in Unternehmen mit und ohne Profit-Center ziemlich ähnlich.
Zusammengefasst heißt dies: Wer Erfolg im Ideenmanagement haben will, sollte
1) ein vollständiges Ideenmanagement mit Betrieblichem Vorschlagswesen und Kontinuierlichen Verbesserungsprozess einsetzen,
2) sich die Unterstützung des Top-Managements sichern und überlegen, wie der Betriebs- oder Personalrat gut eingebunden werden kann.
Zusätzlich sollten Ideemanager, die hauptsächlich wirtschaftliche Ziele verfolgen,
1) das Ideenmanagement als Profit-Center organisieren — oder konzentriert einen Experten-KVP einsetzen und
2) nicht am Gehalt des Ideenmanagers sparen.
Wenn das Ideenmanagement als Führungsinstrument gelebt und als Arbeit an der Unternehmenskultur gesehen wird, dann sollten Ideemanager auch intensiv aktive Elemente einsetzen.