Wie bewertet man Ideen? Die Bewertung soll nach allen Seiten gerecht sein, sie soll dem Einreicher eine angemessene Vergütung geben und ihn zu weiteren Ideen motivieren. Die Bewertung soll dem Unternehmen seinen Anteil an der Einsparung lassen, sie soll nicht so hoch sein, dass das Ideenmanagement damit unwirtschaftlich wird. Die Bewertung soll im Verhältnis zum Einkommen des Einreichers angemessen sein, sie soll sich in einer ähnlichen Größenordnung bewegen wie andere Zusatzleistungen für vergleichbare Sonderleistungen. Selbstverständlich soll die Bewertung möglichst einfach erfolgen – es gibt immer wieder Schauergeschichten über ein bürokratisches Ideenmanagement, in dem der Prozess der Bewertung mehr Ressourcen verschlingt als die Einsparung beträgt. Vermutlich gibt es noch eine Reihe anderer Anforderungen – wenn Ihnen noch etwas fehlt, nutzen Sie gerne die Kommentarfunktion.
Bei dieser Fülle an Anforderungen wundert es nicht, dass verschiedene Ansätze entwickelt wurden, wie eine Bewertung durchgeführt werden kann. Einen guten Überblick gibt diese Grafik aus einem älteren Standardwerk.
Bereits diese Abbildung aus dem Jahr 1981 zeigt 15 mögliche Bewertungsmethoden auf – durch ein Einführung von Anerkennungsprämien, die Deckelung von Prämien oder die Anwendung verschiedener Methoden bei verschiedenen Einreichergruppen – für Arbeiter eine andere Methode als für leitende Angestellte – kann man dieses Schema noch beliebig anreichern und verkomplizieren. Daran habe ich mich durchaus auch beteiligt.
Doch: Hilft dies wirklich weiter? Ich habe 1989 meinen ersten Verbesserungsvorschlag eingereicht und beschäftige mich seitdem mit dem Ideenmanagement. Aber ich habe nie einen Nachweis gefunden, dass eine komplexe Bewertungsmethode zu einem besseren Ideenmanagement führt. Auch ohne Nachweis gehe ich aber davon aus, dass eine komplexe Bewertungsmethode mit mehr Aufwand im Ideenmanagement verbunden ist.
Woraus ich den Schluss ziehen möchte: Eine Bewertungsmethode sollte möglichst einfach sein. Und der Ideenmanager und seine Kommission sollte die Möglichkeit bekommen, bei offensichtlich unsinnigen Bewertungen mit gesundem Menschenverstand zu korrigieren.
Und dann sollte sich das Ideenmanagement auf seine Kernaufgaben konzentrieren: Das Unternehmen wirtschaftlicher zu machen, und den Beschäftigten an diesem Prozess zu beteiligen.
Literatur
Brinkmann, Eberhard & Heidack, Clemens 1981: Betriebliches Vorschlagswesen. Band I: Standard in Wirtschaft und Verwaltung. Freiburg im Breisgau: Rudolf Haufe.
Schat, Hans-Dieter 2017: Erfolgreiches Ideenmanagement in der Praxis. Wiesbaden: Springer-Gabler.