Drei Gruppen von Prämien gibt es im Ideenmanagement:
- Anerkennungsprämien
- Prämien für Ideen mit rechenbarem Nutzen und
- Prämien für Ideen mit nicht berechenbarem Nutzen
Für die ersten beiden Prämienarten habe ich bereits untersucht, ob eine höhere Prämie mit dem Erfolg von Ideenmanagement zusammenhängt. Dieser Beitrag schließt die kleine Serie ab.
Prämien für Ideen mit nicht rechenbarem Nutzen sind in gewisser Weise besonders problematisch. Für Ideen mit berechenbarem Nutzen wird ein passendes Kalkulationsschema verwendet. Auch hier müssen Annahmen getroffen werden, aber der Grad von subjektiver Einschätzung ist beschränkt.
Anerkennungsprämien werden für nicht umsetzbare Ideen vergeben, häufig sind die Beträge fest.
Doch wie prämiert man eine Idee, die Arbeitsunfälle verhindert? Eine Idee, die die Mitarbeiterbindung stärkt und so die ungewollte Fluktuation verhindert? Eine Idee, die das Image der Organisation verbessert?
Für die Ermittlung der Prämie für Ideen mit nicht berechenbarem Nutzen werden häufig Punktetabellen herangezogen, manchmal hat sich auch einfach eine betriebliche Übung entwickelt und der Ideenmanager (oder seine Kommission) „wissen“ schon, wie viel Prämie eine bestimmte Idee „wert“ ist. Doch spielt hier stärker auch eine subjektive Einschätzung eine Rolle.
Anders formuliert: Bei Prämien für Ideen mit nicht rechenbarem Nutzen hat der Ideenmanager eher die Möglichkeit, besonders großzügig zu sein – oder auch nicht. Die Frage für diesen Blogbeitrag lautet:
Lohnt es sich, bei der Prämie für Ideen mit nicht berechenbarem Nutzen großzügig zu sein?
Die Daten für diese Auswertung stammen aus der Erhebung „Erfolgsfaktoren im Ideenmanagement. Studie 2018“, dem größten aktuellen Datensatz zum Ideenmanagement im deutschsprachigen Raum.
Verteilung der Prämien für Ideen mit nicht berechenbarem Nutzen (eigene Darstellung, Daten nach Landmann & Schat 2018)
Die Prämie für Ideen mit nicht rechenbarem Nutzen wird sehr unterschiedlich gehandhabt: Einige Organisationen zahlen gar keine Prämien, für ein Viertel der Organisationen liegt die Prämie bei 5,50€ oder weniger. Die Hälfte der Organisationen schüttet 70€ oder mehr aus, ein Viertel sogar 200€ und mehr.
Wenn eine hohe Prämie gezahlt wird – beteiligen sich dann mehr Beschäftigte am Ideenmanagement? Schauen wir uns zunächst die Verteilung an.
Beteiligungsquote und Prämie pro Idee mit nicht berechenbarer Einsparung (eigene Darstellung, Daten nach Landmann & Schat 2018)
Organisationen, die mit der durchschnittlichen Prämie für Ideen mit nicht berechenbarem Nutzen unter etwa 100 Euro bleiben erreichen das gesamte Spektrum der Beteiligungsquoten. Anders bei Organisationen, die im Durchschnitt über etwa 200 Euro für eine Idee mit nicht rechenbarem Nutzen vergeben: Hier bleibt die Beteiligungsquote (mit einer Ausnahme) unter 30 Prozent.
Die Heatmap bestätigt diesen Zusammenhang.
Heatmap zur Prämie für Ideen mit nicht berechenbarem Nutzen (eigene Darstellung, Daten nach Landmann & Schat 2018)
Der Zusammenhang zwischen der Prämie für Ideen mit nicht rechenbarer Einsparung und der Beteiligungsquote ist deutlich negativ: Je höher diese Prämie, desto geringer wird die Beteiligungsquote.
Rein konzeptionell ist nur ein geringer Einfluss der Prämie für Ideen mit nicht berechenbarem Nutzen auf den rechenbaren Nutzen zu erwarten. Die Heatmap bestätigte dies – und zeigt zugleich: Wenn es einen Zusammenhang gibt, dann ist dies ein negativer Zusammenhang. Möglicherweise führt eine hohe Prämie für Ideen mit nicht berechenbarem Nutzen dazu, dass die Beschäftigten weniger Ideen mit berechenbarem Nutzen entwickeln, und damit sinkt der rechenbare Nutzen.
Tendenziell folgt also aus dieser Auswertung der Rat: Seien Sie mit der Prämie für Ideen mit nicht berechenbarem Nutzen eher zurückhaltend.
Dies soll aber kein Rat zum Geiz im Ideenmanagement sein: Wenn Beschäftigte gut gecoacht und geschult werden, wenn der Ideenmanager immer wieder Workshops anbietet, dann kostet auch dies. Und diese Investitionen zahlen sich dann auch durch höheren Nutzen im Ideenmanagement aus.
Literatur
Landmann, Nils und Schat, Hans-Dieter 2018: Ideenmanagement — Studie 2018. Eschborn: HLP. Informationen
Schat, Hans-Dieter 2017: Erfolgreiches Ideenmanagement in der Praxis. Wiesbaden: Springer Gabler.