Was ist ein gutes Ideenmanagement? Diese Frage versuchen Benchmarking, Awards und Ratgeber zu beantworten. Doch ist nicht nur für den Vergleich mit anderen wichtig, was unter einem guten Ideenmanagement zu verstehen ist. Auch für die Standortbestimmung im Unternehmen sind Maßstäbe notwendig. Schließlich hilft es auch dem Ansehen des Ideenmanagements im Unternehmen, wenn das eigene Ideenmanagement im Vergleich gut dasteht.
Verschiedene Ansätze wurden im Ideenmanagement dazu ausprobiert. Der einfachste Ansatz: Man definiert eine Kennzahl als die wichtigste. Das kann die Wirtschaftlichkeit, die Beteiligung, oder der Nutzen pro Mitarbeiter und Jahr sein. Der große Vorteil dieses Ansatzes liegt in seiner Einfachheit, der große Nachteil ist offensichtlich Doppelpunkt andere wichtige Dimensionen des Ideenmanagements werden so nicht erfasst.
Daher wurde im nächsten Ansatz eine Kennzahl aus verschiedenen Dimensionen gebildet. Unter Ideenmanager ist hier wohl am bekanntesten die dib Formel in ihren verschiedenen Varianten. Die dib-Formel hat immer noch ihre Freunde, und ein großer Vorteil dieser Formel liegt in der Tatsache, dass sie einfach zu errechnen ist und mehrere Dimensionen in einer Kennzahl vereint. Der Nachteil liegt darin, dass die Formel für diese Kennzahl doch recht willkürlich anmutet und teilweise Unternehmen mit sehr unterschiedlichen Ausprägungen im Ideenmanagement fast die gleiche Punktzahl erreichen.
Der logische nächste Schritt liegt also darin, mehrere Kennzahlen getrennt und für sich zu ermitteln und auszuweisen. Auch dies kann wieder individuell für jedes Unternehmen selbst definiert werden, und damit setzt man sich wieder den Vorwurf der Willkürlichkeit aus. Möglicherweise ist es daher sinnvoll, ein bereits allgemein akzeptiertes Kennzahlensystem zu verwenden. Im Umfeld des Ideenmanagements haben sich hier zwei Systeme bewährt: Die Balanced Scorecard und das EFQM Modell der Business Excellence. Die Anwendung des EFQM Ansatzes in Ideenmanagement hat eine gewisse Tradition: Das Zentrum Ideenmanagement legt seit Beginn seiner Awards dieses Modell zugrunde.
Das EFQM-Modell besteht aus zwei Kriteriengruppen, Input- und Outputkriterien. Diese unterteilen sich noch einmal in vier oder fünf Kriterien.
Kriterien des EFQM-Modells (Quelle: Initiative Ludwig Erhard Preis)
Die Input-Kriterien werden bei der EFQM „Befähiger“ genannt. Es sind Kriterien wie die Qualität der Führung, die Strategie und ihre Verflechtung mit den anderen Kriterien oder die Leistungen, die das Unternehmen erbringt, also die Produkte und Dienstleistungen bzw. die Prozesse, mit denen Produkte und Dienstleistungen erstellt werden.
Die Output-Kriterien sind die „Ergebnisse“, zunächst die Schüsselergebnisse: Jahresüberschuss, Marktanteil, ROI – was auch immer für das Unternehmen wichtig ist. Dies müssen keine ökonomischen Kennzahlen sein. Für ein gemeinnütziges Unternehmen kann es beispielsweise die Anzahl der Menschen sein, die dieses Unternehmen nutzen konnten. Eine gemeinnützige Hochschule könnte die Anzahl der Studierenden als Schlüsselkennzahl nutzen. Für eine karitative Einrichtung wären ökonomische Kennzahlen ungeeignet. Eine Obdachlosenhilfe oder eine Pfarrei soll keinen Überschuss erwirtschaften, aber beispielsweise in ihrer Zielgruppe eine hohe Bekanntheit und ein positives Image erwerben.
Tendenziell soll viel guter Input zu vielem guten Output führen. Doch dies ist nicht immer so: In einer Wirtschaftskrise kann wirklich guter Input doch nicht richtig umgesetzt werden. Manchmal sorgt ein überraschender Nachfrageanstieg dafür, dass auch Unternehmen mit sehr mäßigem Input einen hervorragenden Output erreichen. Daher ist es sinnvoll, Input und Output, also Befähiger und Ergebnisse, in die Planung und in die Bewertung einzubeziehen. Beide sind als gleich wichtig anzusehen – und im Allgemeinen sind sie auch tendenziell auf dem gleichen Stand: Ein Unternehmen mit schlechten Input-Kriterien zeigt nur selten guten Output, also gute Ergebnisse.
Die neun Kriterien sind noch einmal in Teilkriterien untergliedert. Diese zu beschreiben würde die Möglichkeiten dieses Blog-Beitrages überschreiten. Die Initiative Ludwig Erhard Preis ILEP hält auf ihrer Homepage detailliertere Informationen bereit.
Eine ähnliche Aufteilung der Kriterien nimmt auch das Zentrum Ideenmanagement für seine Auszeichnungen und „Awards“ vor.
Kriterien des Zentrum Ideenmanagement (Quelle: Zentrum Ideenmanagement)
Wenn sich ein Unternehmen auf den Weg zur „Business Excellence“ macht und eine erste Selbstbewertung durchführt, dann werden sich in aller Regel vor allem Potentiale für Verbesserungen zeigen. Der Kontinuierliche Verbesserungsprozess ist kein eigenständiges Kriterium, sondern ist im Prozess der wiederholten Selbstbewertung enthalten.
Die Kriterien und weitere Materialien zum EFQM-Modell der Business Excellence sind frei verfügbar, niemand muss sich irgendwo anmelden oder registrieren lassen, wenn er diesen Ansatz anwenden will. Daher gibt es auch wenige zuverlässige Zahlen über die Verbreitung. Die obenstehende Auswertung wurde vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung 2006 durchgeführt, aktuellere Zahlen oder die Verbreitung über produzierende Unternehmen hinaus sind nicht bekannt.
Für weitere Informationen zum EFQM-Modell der Business Excellence sei neben der Homepage der EFQM (zumeist in Englisch) und jener der Initiative Ludwig Erhard Preis auch auf die Bücher des Geschäftsführendes Vorstandsmitglieds, Dr. André Moll, verwiesen.