Warum ein Blog zum Thema “Ideenmanagement”? Weil ich als Einreicher, Gutachter, Führungskraft und als Beauftragter für das Betriebliche Vorschlagswesen einige Erfahrungen gesammelt habe und als Wissenschaftler immer wieder neue Erkenntnisse gewinne. Vielleicht kann etwas davon für Unternehmen nützlich sein, die ihr Ideenmanagement verbessern wollen.
Das führt zur nächsten Frage: Warum Ideenmanagement?
Zu Beginn der Entwicklung war die Antwort einfach: Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Industrie-Unternehmen immer größer. Die Geschäftsführer wußten immer weniger, was tatsächlich im Betrieb passierte. Die Arbeiter wußten, was im Betrieb los war. Die Arbeiter wußten auch, was alles falsch lief und verbessert werden sollte. Doch dies Wissen kam nie bei der Geschäftsführung an. Zwischen Arbeiter und Geschäftsführung gab es nämlich eine Schicht der Vorarbeiter, Meister und Abteilungsleiter. Diese wollten vor der Geschäftsführung gut dastehen und hatten überhaupt kein Interesse daran, dass Informationen über Verbesserungsmöglichkeiten oder gar über Missstände an die Geschäftsführung gelangten. Also entwickelten schlaue Geschäftsführer einen Weg, mit dem Arbeiter ihre Vorschläge direkt an die oberste Führungsebene weitergeben konnten: Das Betriebliche Vorschlagswesen. Selbstverständlich empfanden Vorarbeiter, Meister und Abteilungsleiter dies als Angriff auf ihre Position — und eigentlich war das Vorschlagswesen ja auch genau dies. Bei dieser Konstellation: Arbeiter informieren die Geschäftsführer, und die Schicht dazwischen arbeitet gegen das Betriebliche Vorschlagswesen, blieb es dann einige Jahrzehnte.
Im zweiten Weltkrieg nahm das Betriebliche Vorschlagswesen einen großen Aufschwung. Dies nicht nur in Deutschland, sondern in allen beteiligten Ländern. Ziel war es, Ressourcen einzusparen. Weniger Material, weniger Arbeitskräfte: Das waren die einzigen Ziele. Ob ein Vorschlag von einem Arbeiter, einer Führungskraft oder auch von einem Kriegsgefangenen kam, das war gleichgültig.
Warum nutzen heute Betriebe ein Ideenmanagement? Ja, höhere Ressourcen-Effizienz ist immernoch ein wichtiges Ziel. Nein, das Umgehen der Vorarbeiter, Meister und Abteilungsleiter ist nicht im Sinne des heutigen Ideenmanagements. Im Gegenteil: Wenn eine Führungskraft das Ziel hat, eine bestimmte Qualität, Einsparung oder Kundenzufriedenheit zu erreichen, dann kann das Ideenmanagement dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen. Eine erste Erweiterung der Ziele des Ideenmanagements erfolgte durch den Arbeitsschutz — in praktisch jedem Ideenmanagement sind auch Vorschläge zur Unfallverhütung willkommen.
Eine größere Erweiterung der Ziele des Ideenmanagements erfolgte mit der Erkenntnis, das ein gutes Ideenmanagement auch die Unternehmenskultur beeinflusst. Dies geschieht auf zwei Wegen: Zum einen erfährt die obere Führungsebene durch das Ideenmanagement, wo “der Schuh drückt”. Wenn zu einem bestimmten Prozessschritt immer wieder Verbesserungsvorschläge eingereicht werden, dann stimmt da irgendetwas nicht. Zum zweiten aber emöglicht das Ideenmanagement es jedem Beschäftigten, sich aktiv einzubringen und die Zustände in seinem Arbeitsbereich zu verbessern. Direkte Beteiligung ist ein sehr wirksames Mittel gegen Krankheiten von Mitarbeitern, und nicht nur gegen psychische Erkrankungen.
Zusammengefasst: Zwei Gruppen von Zielen werden heute im Ideenmanagement verfolgt:
- Wirtschaftliche Ziele: Einsparungen, Ressourcen-Effizienz, Prozessoptimierung.
- Human-orientierte Ziele: Verbesserung der Unternehmenskultur, direkte Beteiligung der Beschäftigten.